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Gunner

Originaltitel: Gunner__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: Dimitri Logothetis__Darsteller: Luke Hemsworth, Morgan Freeman, Joseph Baena, Grant Feely, Mykel Shannon Jenkins, Gary Wood, Sean Rogers, Yulia Klass, Gene Dante, Connor DeWolfe u.a.
Gunner DVD Cover

Luke Hemsworth dreht als „Gunner“ auf.

Lee Gunner ist seit kurzer Zeit aus Afghanistan zurück. Hier hat er sich als Held bewährt und Orden gesammelt. Auch der Übergang ins Zivilleben scheint dank eines Jobs bei einer privaten Sicherheitsfirma smooth zu verlaufen. Wäre da nicht Gunners Familie. Dessen Frau und die beiden Kinder haben über ein Jahr nichts mehr von dem Familienoberhaupt gehört. Er war nicht einmal bei der Beerdigung seines ältesten Sohnes zugegen, der ihm als Soldat nacheifern wollte und in Afghanistan gefallen ist.

Entsprechend verhalten reagieren alle auf Gunner. Der versucht, sich in der Bar der Familie nützlich zu machen. Und er will wieder mehr Bindung zu seinen verbliebenen Söhnen aufbauen. Entsprechend schlägt er einen Campingausflug vor. Das stößt auf wenig Gegenliebe, wird aber angegangen. Schnell stolpern Gunner, dessen Kumpel John und die beiden Söhne inmitten des Waldes über ein Drogenlabor. John latscht in eine Sprengfalle und die das Labor betreibende Bikergang beginnt auf Gunner zu feuern.

Gunner schaltet in den Überlebensmodus und nimmt zahlreiche Biker aus dem Spiel. Doch denen gelingt es, seine Söhne zu kidnappen. Als plötzlich das DEA auftaucht, ist das Chaos perfekt. Gunner feuert aus Versehen auf die Agenten und wird festgenommen. Mithilfe des örtlichen Sheriffs kann er fliehen und macht sich auf, seine Söhne zu befreien. Doch die Biker stellen ihn vor eine unlösbare Aufgabe. Will er seine Söhne wiederhaben, müsse er all die Drogen wiederbeschaffen, die das DEA bei seinem Einsatz konfisziert hat. Nun ist guter Rat teuer.

Schaut in den Film hinein

Action mit Luke Hemsworth und Morgan Freeman

Die Geschichte um den heimgekehrten Kriegsveteran, der mit irgendwelchen Lumpen aneinandergerät und diese in diversen Auseinandersetzungen heftig ausdünnt, ist freilich das pure Genre-Klischee. Und Regisseur Dimitri Logothetis („Kickboxer: Vengeance“), der mit Gary Scott Thompson auch das Drehbuch schrieb, versucht gar nicht erst, dem Stoff neue Facetten abzugewinnen. Eine Verkomplizierung des Stoffes braucht es allerdings auch gar nicht, die Prämisse trägt den Film ordentlich.

Entsprechend bekommt Logothetis seinen Actioner flott angeschoben. Die Charaktere werden zweckmäßig verortet und ein paar „Geheimnisse“ um Lee Gunner angeteast. Dann dreht sich auch schon die Gewaltspirale. Das Erzähltempo ist passig, Langeweile kommt nicht wirklich auf. Spannung allerdings auch nicht, dazu ist „Gunner“ einfach zu generisch. Die Dialoge lassen einem teils ordentlich die Ohren bluten und wirkliche Mühe ist in die Charaktere abseits von Gunner nicht geflossen. Vor allem die Bösewichte bleiben arg gesichtslos und fühlen sich nie bedrohlich an.

Was auch daran liegt, dass man den größten Namen im Cast arg vernachlässigt. Der Chef der Fieswichte wird nämlich von Morgan Freeman („The Ritual Killer“) gespielt. Der dirigiert seinen kriminellen Sohn und dessen Henchmen aus dem Knast und wird brutal verschenkt. Was man spätestens dann merkt, wenn er im letzten Drittel plötzlich eine tragendere Rolle bekommt und der Film sich direkt viel souveräner anfühlt. Jedoch der Weg dahin, der könnte dümmer kaum geschrieben sein.

Luke Hemsworth als Gunner

Luke Hemsworth mag es als Lee Gunner großkalibrig.

Allgemein hat „Gunner“ einige echte Dummbrotmomente aufzubieten. Highlights bilden dabei ganz klar die total widersinnig eingebauten und technisch lachhaft umgesetzten Fallschirmsprünge. Beide obendrein eng verbunden mit katastrophalen CGI-Flugmaschinen. Und es verwundert schon sehr, wenn der von Luke Hemsworth („Land of Bad“) souverän gespielte Gunner keinerlei Empathie aufzeigt, wenn sein Kumpel stirbt oder ihm von seinem verstorbenen Sohn erzählt wird. Auch dem Fieswicht sind seine Angehörigen scheinbar scheißegal. Schrecklich.

Der Begriff schrecklich kommt einem im Zuge der Action leider ebenfalls häufiger in den Sinn. Das Gute vorweg: Logothetis will wirklich Action machen. Es knallt und scheppert häufiger. Luke Hemsworth darf als Gunner einen amtlichen Leichenberg generieren und dabei sehr versiert vorgehen. Es gibt coole Moves des Mimen zu bestaunen und sein Charakter ist befähigt, aus allen möglichen und unmöglichen Lagen deftige Headshots zu setzen. Und es gibt ein paar echte Explosionen zu bestaunen.

Blöderweise gibt es aber auch diverse CGI-Explosionen, die echt hässlich aussehen. In den Actionszenen setzt es ausschließlich CGI-Blut, CGI-Mündungsfeuer und CGI-Treffereffekte. Und dies in teils selten derart hässlich gesehenen Ausprägungen. Das Abräumen durch Gunner gerät außerdem leider arg beliebig und frei von echten Highlights.

Luke Hemsworth in Action

Lee Gunner kennt sich aber auch im Nahkampf aus.

In manchen Szenen, etwa im großen Final-Fight in einem Transporthubschrauber, verliert man durch die Kameraarbeit zudem häufiger den Überblick. Und so manch cool gemeinte Szenen, beispielsweise Gunners Kampf gegen zwei Martial-Arts-Grazien, funktionieren überhaupt nicht. Ebenfalls arg gewöhnungsbedürftig: Logothetis macht immer mal auf „Ong Bak“, spielt also ein und dieselbe Szene teils mehrfach ab. Ab und zu nicht einmal aus einer anderen Perspektive. Dabei sind die Szenen teils so unspektakulär, dass man sich fragt, wieso man die noch einmal bestaunen muss. Der Dynamik der Action hilft das freilich wenig.

Ein besonderes Augenmerk möchte ich auf den Soundtrack legen. Mehrfach hatte ich das Gefühl, ich schaue keinen fertigen Film, sondern eine frühe Schnittfassung mit Platzhaltermusik. „Gunner“ spielt durchweg auf dem Land, auf Landstraßen, in Wäldern und abgerissenen Fabriken. Untermalt wird das mit urbanen Hip-Hop- und Rapsounds. Was kein Stück passt.

Auch gehen die Songs nicht ineinander über, sondern das eine Stück endet abrupt und das andere startet genauso. Unter der Action läuft teils total antiklimaktische Musik. Diese schadet ab und an sogar der Dynamik der Action und lenkt den Zuschauer unvorteilhaft ab. Sprich: Einen unpassenderen Score / Soundtrack habe ich selten gehört.

Morgan Freeman in Gunner

Morgan Freeman darf erst gegen Ende des Filmes wirklich mitspielen.

Sieht man von den zahlreichen Macken in der Action und dem Score ab, geht der Film technisch durchaus in Ordnung. Logothetis setzt auf gedeckte, stark ins Erdige tendierende Farben, die dem Film einen wertigen Look verleihen. Auch die bespielten Settings funktionieren.

Etwas seltsam mutet die Entscheidung an, die Sätze von zwei asiatischen Darstellern, die teils verständlicher Englisch sprechen als die andere Charaktere im Film (!!!), noch einmal mittels dynamischer Untertitel mitten im Bild zu platzieren. Zumal die Untertitel teils andere Inhalte transportieren als das gesprochene Wort!

„Gunner“ ist leider ein aktuell typischer B-Actionfilm

Storytechnisch ist „Gunner“ angenehm ehrliches Dummbrot-Actionkino ohne große Haken und Ösen. Reaktion folgt auf Aktion und Gut sowie Böse sind klar umrissen. Die Marschrichtung ist klar, die Erzählung angenehm dynamisch. Dazu kommt, dass „Gunner“ wirklich einen beachtlichen Bodycount auffährt. Und im Stuntteam waren sogar einige thailändische Stuntmen und Stunt-Koordinatoren am Werk.

Infolgedessen mutet es an, als sei „Gunner“ tatsächlich als Actionbrett geplant gewesen. Aber gefühlt geht bei dem Ergebnis vor allem in der Königsdisziplin nicht viel zusammen. Die asiatischen Gegner von Lee Gunner verschwinden teils spurlos aus dem Film. Potthässliche CGI-Blutfontänen und CGI-Schuss- sowie -Treffereffekte lassen den Actionfan innerlich verzweifeln und es fehlt rundweg an besonderen Action-Setpieces. Ich könnte jetzt, wenige Minuten nach dem Schauen, keinen einzigen irgendwie besonderen Actionmoment mehr benennen.

Dafür blieb mir vom Abspann ein Name in Erinnerung, der ansonsten rund um den Film tunlichst verschwiegen wird. Als Produzent agierte nämlich auch Randall Emmett (jener welcher von Emmett, Furla und Oasis). Und plötzlich passte wieder alles zusammen. Denn wenn Produzent Emmett für eines steht, dann ja wohl für lieblose Action.

04 von 10

Die deutsche DVD / Blu-ray zum Film erscheint am 27. März 2025 von Dolphin Medien. Der Film hat uncut eine Freigabe ab 16 erhalten. Streamen könnt ihr „Gunner“ freilich auch.

In diesem Sinne:
freeman

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