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Moritz Mohr über seinen Actionknaller „Boy Kills World“

Moritz Mohr sprach mit uns über seinen Film "Boy Kills World"

Moritz Mohr sprach mit uns über seinen Film “Boy Kills World”. Copyright: Katinka Bester

Am 12. September 2024 startet der blutig-brutale Actionfilm „Boy Kills World“ in den deutschen Heimkinos durch. Zunächst digital, ab dem 26. September 2024 dann auch auf DVD und Blu-ray. Anlässlich des Heimkinostartes haben wir uns mit Moritz Mohr, dem deutschen Regisseur von „Boy Kills World“, unterhalten. Wir erfuhren unter anderem, wie die Actionszenen entstanden und wie Sam Raimi Teil der Unternehmung wurde.

Sam Raimi hilft, „Boy Kills World“ umzusetzen

Hallo Moritz! Herzlichen Glückwunsch zu deinem wirklich spaßigen und enorm unterhaltsamen „Boy Kills World“. Bevor wir in den Film einsteigen, kurz ein paar Worte zu dir.

Moritz Mohr: Ich bin in Südhessen aufgewachsen und habe in meiner Heimatstadt in einer kleinen Videothek gearbeitet. Nach meinem Studium an der Filmakademie Baden-Württemberg habe ich hauptsächlich Werbung und Kurzfilme gedreht.

Wie hast du es geschafft, „Boy Kills World“ auf den Weg zu bringen? Das Drehbuch hast du gemeinsam mit Arend Remmers verfasst, der auch für den tollen „Schneeflöckchen“ verantwortlich war. Wie wurde Hollywood auf euer Drehbuch aufmerksam und wie wurde Sam Raimi („Darkman“) Teil des Unterfangens?

Moritz Mohr: 2016 haben wir einen sogenannten „Proof of Concept“-Trailer gedreht: Ein kurzer Film, der den Stil und die Story umriss. Damit bin ich 2017 nach Los Angeles gegangen und habe ihn ein paar Produzenten gezeigt, die ich in den Jahren davor auf Festivals kennengelernt hatte. Einer dieser Kontakte hat ihn an Roy Lee (Produzent von unter anderem „ES 1+2“) weitergeleitet und über ihn kam der Trailer zu Sam. Nach ein paar Tagen saßen wir alle zusammen und haben Pläne für die Umsetzung geschmiedet.

Wie schwer war es, den Film zu finanzieren? Bestand auch mal der Plan, ihn ausschließlich in Deutschland mit deutschem Geld umzusetzen? Wenn ja, woran ist es gescheitert?

Moritz Mohr: Der Film war auch für Hollywood-Verhältnisse nicht ganz einfach zu finanzieren, weil das Konzept schon ein bisschen crazy ist. Zumal ich davor noch keinen Langfilm gemacht hatte – das macht es dann noch mal extra schwer. Deutschland hatten wir zu Beginn nicht ausgeschlossen, aber allen Beteiligten war klar, dass es eher unrealistisch ist. Wie wir alle wissen, hat Genre-Kino in Deutschland eher einen schweren Stand.

Was meinst du, warum ist Genre-Kino in Deutschland immer noch so schwierig umzusetzen? Wo liegen deiner Meinung nach die Problemherde?

Moritz Mohr: Es wird einfach zu wenig gemacht und das Vertrauen des Publikums ist schon vor Jahrzehnten verschwunden. Durch die Streamer gab es in den letzten Jahren einen kleinen Aufwind, aber uns steht noch ein weiter Weg bevor.

Bill Skarsgård als Boy in "Boy Kills World"

Bill Skarsgård als Boy in “Boy Kills World”. Copyright: Constantin Film

Moritz Mohr und seine Inspirationsquellen

„Boy Kills World“ zeugt von viel Liebe für und Spaß an Action. Bist du ein Actionfan? Falls ja, was fasziniert dich am Genre und was sind deine Lieblingsfilme?

Moritz Mohr: Ja, natürlich bin ich das! John Woos „A Better Tomorrow“, „The Killer“ und „Hard Boiled“ haben mein Interesse an Filmen überhaupt erst so richtig erweckt. Das Hongkong-Kino der 80er und 90er (Jackie Chan, Yuen Biao, Sammo Hung, Michelle Yeoh, Donnie Yen, Jet Li und viele mehr), das japanische (Akira Kurosawa, Takeshi Kitano und Takashi Miike) und koreanische (Park Chan-wook, Bong Joon-ho) Kino faszinieren mich und haben mich nachhaltig geprägt.

Hast du dich für „Boy Kills World“ von speziellen Filmen oder speziellen Games für das Drehbuch und den Film inspirieren lassen?

Moritz Mohr: Generell ist die Geschichte eine klassische Kung-Fu-Film-Rachestory. Da haben wir uns natürlich von unseren entsprechenden Lieblingsfilmen inspirieren lassen.

Die Action in „Boy Kills World“

Zwei an deinem Film beteiligte Namen lassen Actionfans aufhorchen: Yayan Ruhian aus „The Raid“ und der Deutsche Martial Artist Mike Möller („The Last Kumite“). Letzterer war laut Abspann Teil des Berlin Previz Stuntteams. Könntest du dementsprechend einmal umreißen, wie die coolen Actionszenen von der Idee bis zur Umsetzung entstanden sind?

Moritz Mohr: Für die Kampfchoreographie war Dawid Szatarski verantwortlich. In der Previz-Phase (steht für die genaue Planung, wie die Action aussehen sollte [Anm. d. Red]) arbeitete er mit Mike und einer Reihe weiterer Action-Performer zusammen. Es war ein kollaborativer Prozess, in dem alle Beteiligten versuchten, zum bestmöglichen Ergebnis zu kommen.

Kurz vor den eigentlichen Dreharbeiten wurde der Choreographie noch der letzte Schliff verliehen. Das passierte zusammen mit dem jeweiligen Darsteller, in diesem Fall etwa dem fantastischen Yayan. Die Choreographie wurde an ihn angepasst und bei Bedarf auf seine Stärken und Bedürfnisse hin verändert. Im Idealfall wurde sie an diesem Punkt noch mal besser!

Jessica Rothe, Yayan Ruhian und Moritz Mohr bei den Dreharbeiten zu "Boy Kills World".

Jessica Rothe, Yayan Ruhian und Moritz Mohr bei den Dreharbeiten zu “Boy Kills World” (v.l.). Bild zur Verfügung gestellt von Moritz Mohr.

Viel schwarzer Humor und ein starker Twist

Der Film hat einen tollen Humor. Ein wichtiges Element ist die Idee mit der inneren Stimme von Boy. War es auch schon im Drehbuch vorgesehen, dass die Stimme diesen „Gaming“-Einschlag bekommt oder wie kam die Idee auf?

Moritz Mohr: Im ersten Konzept stammte die Stimme von einer Zigarettenwerbung. Im Verlauf der ersten Drehbuchfassung haben wir dann Boys Leidenschaft für Videospiele mit seiner inneren Stimme verknüpft. Das hat inhaltlich einfach viel mehr Sinn ergeben.

Wie zentral war der finale Twist während des Entstehungsprozesses? War es dir besonders wichtig, dem Publikum gewissermaßen den Boden unter den Füßen wegzuziehen?

Moritz Mohr: Die meisten Rachefilme im Action-Genre sind sehr geradlinig. Wir wollten an dieser Stelle etwas mit den Konventionen brechen, um den Zuschauer zu überraschen. Meine unsterbliche Liebe für Park Chan-wooks Rache-Trilogie spielte dabei bestimmt eine Rolle.

„Boy Kills World“ ist eine wilde Mischung aus Genres, Einflüssen und schrägen Einfällen. Gab es auch Dinge, die ihr ursprünglich geplant hattet, aber nicht umsetzen konntet?

Moritz Mohr: Wir bei jedem Projekt gibt es da einiges. Manchmal hatten wir eine bessere Idee und manchmal war es eine Budget-Frage. Filmemachen hat sehr viel mit Kompromissen zu tun. Aber Not macht erfinderisch und rückblickend gab es keine Idee, der ich wirklich nachtrauere.

Jessica Rothe in "Boy Kills World"

Jessica Rothe ultragestählt in “Boy Kills World”. Copyright: Constantin Film.

Action in der Krise?

Leider war „Boys Kills World“ am Box Office kein großer Erfolg beschieden. Ein Schicksal, dass er mit dem meiner Meinung nach ebenfalls extrem erfrischenden Genre-Beitrag „Guns Akimbo“ teilt. Zuletzt performte nun nicht einmal „Furiosa“ aus dem Mad-Max-Universum wie erwünscht. Was meinst du, wie tief steckt der Actionfilm in der Krise?

Moritz Mohr: Ich glaube, es ist mehr eine Kino-Krise. Nach Covid gingen zwar die Besucherzahlen wieder nach oben, aber mit Ausnahme von ein paar absoluten Blockbustern sieht es nicht so rosig aus.

Hast du schon ein neues Projekt in der Pipeline?

Moritz Mohr: Ich arbeite schon an ein paar Sachen, aber es ist leider noch zu früh, darüber zu sprechen. Ich hoffe, es geht sehr bald weiter.

Und noch ein wenig Werbung in eigener Sache: Warum sollte deiner Meinung nach jeder „Boy Kills World“ gesehen haben?

Moritz Mohr: Jeder der Lust auf abgefahrene und kreative Action hat, sollte mal einen Blick riskieren. Wir hatten sehr viel Spaß, uns die ganzen Sachen auszudenken und umzusetzen und ich hoffe, das merkt man.

Vielen Dank für das Gespräch!

Moritz Mohr auf der Filmbörse in Berlin

Moritz Mohr, Pierre Pawlik und Arend Remmers in Berlin auf der Filmbörse

Moritz Mohr, freeman und Arend Remmers (v.l.) auf der Berliner Filmbörse. Copyright: Actionfreunde

Am 08. September 2024 konnte man Moritz Mohr auf der Filmbörse in Berlin live erleben. Am Stand des Regisseurs konnte man bereits physische Datenträger von „Boy Kills World“ erwerben und sich signieren lassen. Unterstützt wurde Moritz Mohr von Mit-Drehbuchautor Arend Remmers, der ebenfalls fleißig mit signierte.

Moritz Mohr und Arend Remmers

Moritz Mohr mit einer signierten Blu-ray (links) und gemeinsam mit Arend Remmers beim Signieren. Copyright: Actionfreunde

„Boy Kills World“ entfesselt einen gnadenlosen Rachefeldzug

Boy Kills World DVD Cover

“Boy Kills World” macht keinen Gefangenen. Copyright: Constantin Film

Boy „Bill Skarsgard“ ist taub und wurde als Waise von einem Schamanen im Dschungel aufgezogen und in allen erdenklichen Kampftechniken zu einer menschlichen Todesmaschine trainiert. Seine Familie wurde zuvor von Hilda van der Koy (Famke Janssen), einer größenwahnsinnigen Matriarchin ausgelöscht. Einen Tag bevor wie jedes Jahr die jährliche Abschlachtung von Dissidenten im Rahmen einer blutigen Feier beginnt, wird Boy von dem Schamanen entlassen und beginnt seinen brutalen und gnadenlosen Rachefeldzug.

Schaut den Trailer

„Boy Kills World“ ist eine wilde Action-Orgie mit viel schwarzem Humor. Er ist ein wahres Fest an Ungeheuerlichkeiten, in dem Bill Skarsgård („The Crow“) als Hauptdarsteller brilliert. An seiner Seite findet sich ein hochkarätiger Cast mit Famke Janssen („100 Feet“), Andrew Koji und Sharlto Copley („Hardcore“). Produzent Sam Raimi ließ seine Handschrift in das wahnwitzige Gemetzel einfließen.

Unter anderem hier könnt ihr den Film ab dem 12. September 2024 streamen. Ab dem 26. September könnt ihr ihn dann auch auf DVD und Blu-ray erwerben.

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