Originaltitel: Tian·Huo__Herstellungsland: China__Erscheinungsjahr: 2019__Regie: Simon West__Darsteller: Wang Xueqi, Hannah Quinlivan, Shawn Dou, Jason Isaacs, Ji Lingchen, Shi Liang, Alice Rietveld, Bee Rogers, Li Yiqing, Lawrence de Stefano u.a. |

Das Katastrophenspektakel „Skyfire“ Simon Wests erste Regiearbeit in China
Vor etlichen Jahren ist ein gewaltiger Vulkan auf der kleinen Insel Tianhuo ausgebrochen. Dabei kam die Mutter der kleinen Xiao Meng ums Leben. Der Vater, der den Tod seiner Ehefrau von Angesicht zu Angesicht miterleben musste, zieht sich traumatisiert komplett von seiner Tochter zurück. Doch die macht ihren Weg. Wird Wissenschaftlerin und erforscht in erster Linie den Vulkan, der ihrer Mutter den Tod brachte.
Und das tut zwingend Not, denn der Immobilienmogul Jack Harris hat auf der Unglücksinsel einen Freizeitpark im Jurassic-Park-Stil eingerichtet. Und der Nervenkitzel, in der Nähe eines aktiven Vulkans Urlaub zu machen, füllt ihm tatsächlich die Taschen. Doch Xiao Mengs Forschungsergebnisse legen nahe, dass der Vulkan der Insel deutlich früher als geglaubt wieder aktiv werden könnte.
Als urplötzlich ihr Vater am Ort des Geschehens auftaucht, sieht sich Xiao Meng in ihren Befürchtungen bestätigt. Denn auch ihr Vater hat die Anzeichen richtig gedeutet. Doch da ist es längst zu spät. Der Vulkan bricht erneut aus…
Schaut in den Katastrophen-Actioner von Simon West hinein
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Simon West („Gun Shy“) macht den Renny Harlin und orientiert sich für seine neuesten Filme („The Legend Hunters“ scharrt schon mit den Hufen) in Richtung chinesischer Markt. Auf Grundlage eines Drehbuchs von Wei Bu und Sidney King verbrannte er für sein China-Debüt wortwörtlich zahlreiche Millionen Yuan. Der entstandene Katastrophenfilm „Skyfire“ erweist sich als patentes, wenn auch reichlich nichtssagendes und hinreichend bekanntes Mash-up aus den Erfolgszutaten der letzten Vulkan-Katastrophen-Actioner „Dantes Peak“ (der wird in einer Szene sogar 1:1 „hommagiert“), „Volcano“ und „Pompeii“, gemahnt an optischen Bombast der Marke „San Andreas“ und erinnert aufgrund seines Settings natürlich direkt an die ersten 30 Minuten von „Jurassic World: Das gefallene Königreich“. Freilich ohne Dinos.
Doch so richtig ging die Rechnung nicht auf. Im Vorfeld zu Chinas erstem Big-Budget-Katastrophenfilm hochgejazzt, schlug der Film nicht wie erhofft an den Kassen ein. Bislang kamen nur 25 Millionen Dollar zusammen. Infolgedessen dürfte sehr fraglich sein, ob die anvisierte Trilogie rund um die Figuren zustande kommen wird.
Ein wesentlicher Grund für den Misserfolg dürfte sein, dass sich „Skyfire“ einfach viel zu generisch anfühlt. Simon West setzte hier ein Best of der Handlungsingredienzien eines Katastrophenfilmes um:
- Eine üble, von Mutter Natur ausgehende Bedrohung? Check!
- Allwissende Wissenschaftler, die viel mahnen? Check!
- Geldgierige Kapitalistenschweine, die die Mahnungen ignorieren? Check!
- Zerstrittene Figuren, die angesichts der Katastrophe wieder zusammenwachsen? Check!
- Fette Bilder, ultimative Zerstörung, heldenhafte Tode? Check, Check, CheckidieCheck!
Nichts an „Skyfire“ ist neu. Nichts hat man noch nie gesehen. Doch genauso wie Aufgewärmtes vom Vortag satt machen kann, kann auch im filmischen Sinne Wiedergekäutes Spaß machen. Und „Skyfire“ fällt durchaus in diese Kategorie. Auch und vor allem, weil er mit fetten Spektakelbildern einsteigt, weil Simon West seinen Film mit gerade mal so 90 Nettominuten insgesamt sehr schlank hält und weil der britische Regisseur relativ flott den zweiten Ausbruch anschiebt.

Hannah Quinlivan spielt die patente Heldin in „Skyfire“.
Zwar vergisst er zwischen den Eruptionen seine Figuren, weshalb einen deren Schicksal zunächst nicht wirklich interessiert und „Skyfire“ nicht so spannend ist, wie er sein könnte, doch mit zunehmender Laufzeit greifen die Figuren mehr und sorgen zumindest für ein gewisses Grundinteresse an ihrem Schicksal. Läuft dann die Action, purzeln viele Klischees. Aber diese werden souverän bedient. Und die Effektmaschine hinter „Skyfire“ läuft langsam warm.
Nicht jeder Effekt sitzt. Da haben die Chinesen nach wie vor Nachholbedarf. Aber im Vergleich zu CGI-Katastrophen, wie man sie beispielsweise in den letzten Jackie-Chan-Streifen der Marke „Vanguard“ vor die Füße gerotzt bekommen hat und in denen mittels CGI-„Verbesserungen“ sogar handgemachte Actionszenen verunstaltet werden, ist „Skyfire“ Oscarware! Simon West hat ein gutes Gespür, wann er auf Handgemachtes und wann auf CGI setzen muss. Und so darf der Vulkan Asche, Feuer und Lava spucken, bis der Bildschirm glüht – und zwar weitgehend absolut überzeugend.
Bis auf eine Szene. In der wirkt der gesamte Film von sämtlichen guten Geistern verlassen. Ja, „Skyfire“ ist purer Eskapismus, nicht sonderlich helle und weitgehend komplett drüber, keine Frage. Aber die Szene um die Magnetgleitbahnen ist einfach zu Over the Top. Um diese überzeugend umzusetzen, hätte man vermutlich gar noch ein paar Milliönchen mehr Budget springen lassen müssen. So ist diese Szene nicht nur dumm bis zum Gehtnichtmehr, sie sieht auch reichlich käsig aus.

Eine gefährliche Klettertour gehört einfach dazu!
Glücklicherweise fängt sich der Film danach wieder. Und in der Folge sind rückwärts vor Lavaströmen davonrasende und dabei über gewaltige Schluchten springende Jeeps gar nicht mehr so irre. Ist doch auch was. Apropos ist doch auch was: Hannah Quinlivan („The Shanghai Job“) hat mir als Xiao Meng richtig gut gefallen. Für den Part der Wissenschaftlerin hat sie eine ausreichend smarte Ausstrahlung und in der Action des Filmes macht sie eine wirklich tolle Figur. Sie hätte einen starken Sidekick, vielleicht gar einen Love Interest zum Kabbeln, gut gebrauchen können. So wäre man vielleicht besser in den Film reingekommen.
Stattdessen ist da nun Xueqi Wang („Bodyguards and Assassins“) als ihr Vater, inklusive Standard-Konflikt, der sich derart gefällig in Luft auflöst, als sei er nie dagewesen. Elegant geht anders. Schlecht spielt der Mime allerdings nicht. Was rundweg für das Ensemble des Streifens gilt. Ein paar nette Szenen hat zudem Jason Isaacs („Herz aus Stahl“) als Superkapitalist abbekommen, der natürlich auch mal Hääärz zeigen darf.

Töchterlein und Daddy haben noch etwas zu klären…
Vor allem zu Beginn herrschen farbkräftige Bilder vor, wobei das berauschend schöne, unverbrauchte Inselsetting (gedreht wurde im übrigen in Malaysia) selbst die optischen Vorgaben macht. Bricht der Vulkan aus, tendiert „Skyfire“ mehr in Richtung gedeckte, fahle Farben – freilich aufgrund der Aschewolken und ähnlicher Begleiterscheinungen des Ausbruchs. Die gewählten Settings überzeugen, die Bebilderung ist dynamisch und der Score verpasst den Spektakelszenen genau den richtigen Druck. Ein Genuss ist der Sound des Streifens. Hier rumpelt und kracht es an allen Ecken und Enden der Tonspur.
„Skyfire“ bietet nichts Neues, macht das aber sehr unterhaltsam
Simon West erweist sich mal wieder als äußerst versierter Handwerker. Er bedient die gängigen Klischees und Handlungsmuster eines Katastrophenfilmes souverän genug, dass einem nie langweilig wird. Vor allem wenn der Regisseur die ordentlich getrickste Naturkatastrophe zündet, muss er sich über Charakterentwicklungen, Logik und ähnlichen Firlefanz keinen Kopf mehr machen und kann sich auf sein Gespür als Actionregisseur verlassen.
Dabei nimmt sich sein „Skyfire“ selbst etwas zu ernst und sind manche Szenen einfach zu sehr drüber. Auch braucht sein Film recht lange, bis die Charaktere beim Zuschauer verfangen. Davon abgesehen sorgt sein optisch höchst ansprechender und wuchtig vertonter Streifen für insgesamt ordentliche Unterhaltung im heimischen Wohnzimmer.
In diesem Sinne:
freeman
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„Skyfire“ – Verspäteter Nachklapp zum Katastrophen-Film der 90er-Jahre
Renny Harlin machte es vor, Simon West tat es ihm gleich: Beide waren als ehemals erfolgreiche Actionregisseure im Hollywood abgemeldet und versuchten sich danach in China in ihrem Standardgenre. Während Harlin seinen dortigen Einstand mit dem Jackie-Chan-Vehikel „Skiptrace“ gab, war es bei West das Katastrophenspektakel „Skyfire“.
Hier ist es mal wieder ein Vulkan, der zur tödlichen Bedrohung wird. Forscher Li Wentao (Wang Xueqi) ist mit Frau und Tochter auf dem tropischen Eiland Tianhuo, als ein solches Exemplar dort ausbricht und in Rekordzeit seine tödliche Ladung verteilt. Die Tochter und seine Mitarbeiter kann der Vulkanologe noch rechtzeitig in Sicherheit bringen, doch die Gattin verstirbt vor seinen Augen, womit der zentrale Figurenkonflikt für den Folgefilm etabliert ist. Denn während der Daddy von da an in Vorträgen vor Gefahren warnt, folgt seine Tochter seinem Beispiel, verlässt sich aber eher auf den Hands-on-Approach.
Jahre später, als junge Frau, ist Li Xiao Meng (Hannah Quinlivan) nämlich nach Tianhuo zurückgekehrt und installiert dort Messgeräte, mit deren Hilfe sie in Echtzeit ein 3D-Modell des Vulkans und seiner Aktivitäten erstellen kann. Ihr Auftraggeber ist der Geschäftsmann Jack Harris (Jason Isaacs), der ein Hotelparadies auf der Insel gebaut hat und Vulkan-Abenteuerurlaub anbietet. Gäste und Investoren sind vor Ort, denn Jack ist sich sicher, dass der Vulkan nie wieder ausbrechen wird, was ihm die Wissenschaftler bestätigen sollen. Und damit liegt er natürlich ähnlich richtig bzw. falsch wie alle anderen Eventplaner und Geldsäcke im Katastrophenfilmgenre.
Da die bockige Tochter seine Anrufe nicht annimmt, aber er schon bei den Fernsehbildern ahnt, dass es bald zur Katastrophe kommt, reist Li Wentao zu der Insel. Schon kurz nach seiner Ankunft bewahrheitet sich seine Bauchgefühl und alle Menschen, die sich auf dem Eiland befinden, müssen um ihr Leben kämpfen, als der Vulkan ausbricht…
„Skyfire“ wirkt wie ein verspäteter Nachklapp des Katastrophenfilmbooms der 1990er. Damals gab es auch in „Dante’s Peak“ und „Volcano“ den Überlebenskampf im Angesicht des Vulkanausbruchs, den traumatischen Verlust eines Elternteils im Kindesalter, der eine Forscherin später antreibt, gab es auch in „Twister“ und das Abenteuer-Ferienressort, das zur Todesfalle zu werden droht, erinnert an Trendsetter „Jurassic Park“. Wobei der Park hier schon eröffnet ist, wie in „Jurassic World“.
Und so fühlt der Film sich dann auch letztendlich an: Wie das Wiederkäuen von Ideen, die andere früher umgesetzt haben – und häufig auch besser. Was auch daran liegt, dass besonders egale Pappkameraden durch „Skyfire“ tollen, von denen gerade einmal das Vater-Tochter-Duo so wirklich Profil gewinnt. Und deren Konflikt wird überstrapaziert, zumal auch der nicht besonders originell war: Daddy war nie da, vor allem nicht nach dem Verlust der Mutter, was die Tochter ihm übelnimmt, dafür ist diese dann selbst im Erwachsenenalter von kindischer Bockigkeit, sodass alle Kommunikation erfolglos ist. Dabei hätte es ein klärendes Gespräch vielleicht Wunder gewirkt, aber ein gemeinsamer Überlebenskampf inklusive gegenseitigem Verzeihen tut es natürlich auch.

Alles rennet, rettet, flüchtet…
Aber immerhin ist „Skyfire“ an dieser Front noch besser als bei allen anderen Figuren. Es gibt dann noch ein Liebespaar, das irgendwo zwischen Kantopop-Musikvideo, Duschgel-Werbespot und „Shape of Water“ in Unterwasserhöhlen taucht, ein von ihm in einer Muschel platzierter Verlobungsring inklusive. Sie hat noch einen gutherzigen Großpapa, der ein paar warme Worte und Glückskeksweisheiten aufsagen darf, ehe er später noch mal kurz in Gefahr gerät. Außerdem hat Harris noch eine Frau mit unerfülltem Kinderwunsch, die auch irgendwann mit der Forschertruppe auf der Flucht ist. Dass diese weitestgehend profillose Figur den Film zusammen mit einem kleinen Mädchen beschließt, das gerade seine Mutter verloren hat, und die beiden dem Publikum nun als Patchwork-Familie in spe angeboten werden, das kann man wahlweise kitschig, zynisch oder beides finden.
So sind fast alle Darstellerleistungen kaum der Rede wert, zumal die meisten eh nur bessere Statisten sind. Wang Xueqi („Iron Man 3“) als Forschervater macht das ganz okay und hat neben Hannah Quinlivan („Skyscraper“) den Löwenanteil der Szenen zu tragen, wobei Quinlivan als Abenteurertochter mit Motorradfaible wesentlich mehr Eindruck hinterlässt. Der Einzige, der sonst noch bestehen kann, ist Jason Isaacs („Soldier“). Dessen Rolle ist freilich das pure Klischee: Er schickt Touristen zur Vulkanspitze, bevor alle Sicherheitsbedenken ausgeräumt sind, schmiert Investoren gerne Honig ums Maul und denkt fast immer nur ans Geld, ehe in der Stunde der Katastrophe dann die Einsicht kommt. Da ist nicht viel im Drehbuch, mit dem Isaacs arbeiten kann, aber er macht das Beste daraus und kann damit durchaus punkten.
Als Parabel auf menschliche Hybris oder verantwortungsloses Gewinnstreben hat „Skyfire“ dann auch nicht viel und schon gar nichts Neues zu erzählen, aber Potential für dicke Katastrophenaction wäre an sich da. Dummerweise leiden viele Passagen dann unter mäßigen CGI-Effekten, gerade eine Szene mit zwei Hochbahnen hat ziemliche PC-Spiel-Qualität. So fühlt sich „Skyfire“ dann leider auch in Effekthinsicht wie ein dekadenaltes Relikt an. Und selbst die Hollywoodkonkurrenz aus den 1990ern hat da meist noch die Nase vorn. Das ist schade, denn zwischenzeitlich gibt es immer wieder hübsch handgemachte Stuntarbeit, beispielsweise in einer ziemlich spannenden Passage, in der ein Jeep vor einer Lavawelle flieht.
Manchmal gelingen Simon West („The Expendables 2“) auch ein paar echt einprägsame Bilder, etwa wenn Harris ein verletztes Kind durch einen Hagel brennender Gesteinsbrocken trägt und hinter ihm ein entflammtes Golfwägelchen entlangrollt. Von solchen Szenen könnte „Skyfire“ definitiv mehr vertragen, denn die Actioninszenierung zeigt immer wieder, was drin gewesen wäre. Vor allem wenn die Produzenten etwas mehr Geld für bessere Tricks hätten springen lassen.
Doch so ist „Skyfire“ ein weitestgehend egales Spektakel, dessen Figuren meist völlig schnurz sind und dessen Subplots reichlich abgegriffen daherkommen. Teilnahmslos verfolgt man Sterben gesichtsloser Statistencharaktere, handlungsrelevante Figuren gehen eh kaum drauf, und selbst die gehen einem meist am Hintern vorbei. Dass das Ganze unter mäßigen Tricks aus dem Rechenknecht leidet, ist auch alles andere als ein Grund zur Freude. Schade um den handgemachten Actionanteil und einige starke Bilder, an denen man immer noch ablesen kann, dass West eigentlich ein kompetenter Actionhandwerker ist.
„Skyfire“ erscheint hierzulande bei Capelight auf DVD und Blu-Ray. Der Film bekam ungekürzt eine Freigabe ab 12 Jahren. Als Bonus gibt es nur Trailer.
© Nils Bothmann (McClane)
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