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The Killer’s Game

Originaltitel: The Killer’s Game__Herstellungsland: USA, Großbritannien, Spanien__Erscheinungsjahr: 2024__Regie: J.J. Perry__Darsteller: Dave Bautista, Sofia Boutella, Ben Kingsley, Pom Klementieff, Terry Crews, Daniel Bernhardt, Scott Adkins, Drew McIntyre, Marko Zaror, Lucy Cork, Shaina West, Dylan Moran u.a.
The Killer's Game

In J.J. Perrys „The Killer’s Game“ wird Profikiller Dave Bautista von Kollegen wie Scott Adkins, Daniel Bernhardt und Marko Zaror gejagt

Sein Regiedebüt „Day Shift“ hatte der frühere Stunt- und Second-Unit-Profi J.J. Perry für Netflix gegeben, seinem Zweitling „The Killer’s Game“ wurde in den USA sogar ein Kinostart zuteil, der jedoch finanziellen Schiffbruch erlitt.

Es geht mal wieder um einen Profikiller, um den wahrscheinlich besten seines Fachs, den Ex-Soldaten Joe Flood (Dave Bautista). Er arbeitet im Auftrag von Zvi Rabinowitz (Ben Kingsley), hat aber eine eiserne Regel: Seine Zielpersonen sind nur Leute, die es auch wirklich verdienen. So wie der Menschenhändler, den Joe nebst einigen Bodyguards in der Auftaktsequenz abserviert. Verortet ist das Ganze in Europa, in Budapest, wo man günstiger drehen kann, auch wenn Perry die Stadt merklich wertiger in Szene setzt als diverse B-Movies. Nachdem Joe seinen Auftrag erledigt hat, schießt ein verbliebener Bodyguard um sich und verursacht eine Panik, bei der die Tänzerin Maize Arnaud (Sofia Boutella) beinahe zu Tode getrampelt wird. Joe rettet der Frau das Leben, kurz darauf kommen sie sich näher.

Während Perry die Liebesgeschichte des Paares in einer originellen Parallelmontage mit weiteren Jobs von Joe verschränkt, gibt es jedoch auch Ärger im Paradies: Joe leidet unter unerklärlichen Kopfschmerzen und lässt sich gründlich durchchecken. Nach einiger Zeit erhält er die Ergebnisse: Er ist an Creutzfeld-Jacob erkrankt und es bleiben ihm vielleicht drei Monate. Joe will selbstbestimmt aus dem Leben scheiden und eine letzte gute Tat für Maize tun, indem sie seine Lebensversicherung bekommt, weshalb er dieses Mal selbst einen Auftrag ausschreibt – und zwar auf seinen eigenen Kopf. Obwohl „The Killer’s Game“ eher eine schwarze Actionkomödie ist, so kann Perry die Paarbeziehung verhältnismäßig emotional darstellen, ebenso den Schmerz von Joe, der ihn zu dieser Verzweiflungstat treibt. Weil Zvi da allerdings nicht mitmachen will, gibt er den Hit bei seiner Erzfeindin Antoinette (Pom Klementieff) in Auftrag.

Joe trennt sich von Maize, um ihr den Schmerz zu ersparen und wartet in seiner Wohnung auf den Tod, als er einen Anruf seines Arztes erhält: Die Proben wurden vertauscht und er ist kerngesund. Antoinette denkt allerdings nicht im Traum daran den Auftrag auf Joes Wunsch zu stornieren, weshalb dieser sich bald jeder Menge Killerkollegen erwehren muss…

Schaut euch den Trailer zu „The Killer’s Game“ an

„The Killer’s Game“ basiert auf einem Roman von Jay Bonansinga, der von Rand Ravich („Candyman 2“) und James Coyne („Lethal Punisher“) zu einem Drehbuch umgewandelt wurde. Allerdings lassen sich Parallelen zu anderen Vorbildern ziehen. Die Prämisse vom vermeintlich Todgeweihten, der in Wahrheit kerngesund ist und seinen Fehler irgendwann entdeckt, wurde schon in Filmen wie der Cop-Komödie „Short Time“ und dem Thriller „Ohne jeden Ausweg“ verwendet, die Plotte vom Auftragsmörder, der sich gegen jede Menge schräge Kollegen erwehren muss, wurde von „Accident Man“ und dessen Sequel durchgespielt, deren Hauptdarsteller Scott Adkins hier in einer Nebenrolle dabei ist. Die Guy-Ritchie-Style-Namenseinblendungen gab es ebenfalls in den Adkins-Vehikeln, sodass „The Killer’s Game“ bei weitem keine Originalitätspreise einheimst.

The Killer's Game

Um am Leben zu bleiben und seine große Liebe wiederzusehen, muss sich Joe Flood (Dave Bautista) gegen Gegner wie El Botas (Marko Zaror) durchsetzen

So ist der Plot von „The Killer’s Game“ in erster Linie Stangenware, in deren Verlauf Joe seine Gegenspieler nach und nach dezimiert. Dass Maize in die Sache hineingezogen wird und dabei unsanft über die eigentliche Arbeit ihrer großen Liebe aufgeklärt wird, ist ebenso absehbar wie manch andere Storyentwicklung. Doch Perry inszeniert das Ganze mit ordentlich Tempo und holt optisch auch einiges aus seinen europäischen Locations, darunter eine verlassene Burg, heraus. Allenfalls der gelb-bräunliche Farbfilter in den Nachtszenen in Budapest ist ein wenig unansehnlich, wesentlich schicker kommen dagegen einige Splitscreen-Passagen daher.

Die Hauptattraktion des Ganzen ist natürlich das Personal, das Perry hier zusammentrommeln konnte und das teilweise schon öfter zusammengearbeitet hat. In der Hauptrolle überzeugt Dave Bautista („Dune 2“), dem man den gnadenlosen Schlagetot ebenso abnimmt wie den vermeintlich todgeweihten Lover, der nur das Beste für seine Angebetete will. Die ausgebildete Tänzerin Sofia Boutella („Rebel Moon“) darf nicht nur ihre Eleganz und Beweglichkeit in ihrer früheren Disziplin zeigen, sondern macht sich auch gut als selbstbewusste Freundin, die in den Schlamassel gezogen wird, aber nicht direkt zum schreienden Elend mutiert. Große Freude bereiten dann die Action- und Stuntprofis in den Killerrollen, darunter Scott Adkins („One More Shot“) und Drew McIntyre („The Cursed“) als irisches Brüderduo, Daniel Bernhardt („Chief of Station“) als Söldner und Kriegsverbrecher, Marko Zaror („Die Faust des Condors“) als tänzelnder Assassine mit scharfen Sporen an den Stiefeln sowie Lucy Cork („Black Widow“) und Shaina West („The Woman King“) als weibliches Killerduo. Ansonsten sind im Supportcast noch Terry Crews („The Expendables“) als weiterer Profikiller, Ben Kingsley („Shang-Chi and the Legend oft he Ten Rings“) als vaterartiger Freund und Dylan Moran („Run, Fat Boy, Run“) als Priester zu sehen, die eher komödiantische und/oder darstellerische Akzente setzen. Schwach bleibt einzig und allein Bautistas „Guardians of the Galaxy“-Kollegin Pom Klementieff als zweitklassiger O-Ren-Ishii-Verschnitt, deren Rumpelstilzchen-Gehabe und Zähnefletschen sie selten wie eine ernstzunehmende Schurkin erscheinen lassen, da hilft auch keine Katana-Metzelrückblende bei ihrer Vorstellung.

The Killer's Game

Die irischen Brüder Angus (Scott Adkins) und Rory Mackenzie (Drew McIntyre) sind ebenso tödlich wie ungehobelt

Zusammen mit seinem Stunt Coordinator Justin Yu („Trigger Warning“) sowie seinen Fight Coordinators Felix Betancourt („Ghosted“) und Balázs Lengyel („Fight or Flight“) kreiert Perry dann auch einige Set Pieces, deren teilweise handgemachte, teilweise computeranimierte Schmaddereien bei Einschüssen und Nahkampfwunden für einen ordentlichen Härtegrad sorgen. Die Choreographie ist meist gelungen und hat einige nette Ideen parat, darunter einen Fight gegen zwei Killer auf Motorrädern, das mit einigen Grappling-Einlagen aufwartende Duell gegen El Botas (Marko Zaror) zu den Klängen von „Don’t Let Me Be Misunderstood“ oder der Fight gegen das Brüderpaar Angus (Scott Adkins) und Rory Mackenzie (Drew McIntyre). In letzterem arbeiten nicht nur der flinke Martial-Arts-Profi und der hünenhafte Wrestler auf eine Weise zusammen, die sich choreographisch gut ergänzt, ihr Gegner wiederum setzt ein Geweihstück wie ein Messer ein. In der Dramaturgie macht „The Killer’s Game“ allerdings einen schweren Fehler, denn der Part, der am besten der Showdown gewesen wäre, kommt bereits zu Beginn des letzten Drittels. Hier duelliert sich Joe in einer mit diversen Fallen präparierten Burg mit mehreren Killern, was in Sachen Schauwerte, Choreographie und Einfallsreichtum für die Highlights des Films sorgt. Der Showdown stinkt dann merklich dagegen ab, zumal gleich zwei Haupt-Baddys schnöde von Dritten über den Haufen geballert werden, anstatt in einem richtigen Endkampf mit dem Helden draufzugehen.

Während in der Paarbeziehung sowie in Joes Verzweiflung nach der Diagnose auch etwas echtes Gefühl steckt, gibt sich „The Killer’s Game“ sonst eher komödiantisch, mit recht schwarzem Humor. Wenn Joe einen Gegner abserviert, dann meist mit einem sarkastischen Oneliner, aber stehen ihm die Berufskollegen nicht viel nach. Deren Marotten und Eigenheiten sorgen für Amüsement, sonderlich feingeistig ist der Humor nicht, aber mit ganz guter Trefferquote. Manches ist echt witzig, etwa der harte irische Akzent der Mackenzie-Brüder im Original, der auch dort (etwas abmildernd) untertitelt wird, oder der Ali-G-artige Möchtegern-Gangster als Fahrer, anderes eher flach, etwa das Gespräch darüber, ob sich jemand eingeschissen hat.

The Killer's Game

Killer-Kollege Creighton Lovedahl (Terry Crews) will Joe ebenso ans Leder wie Söldner Max (Daniel Bernhardt)

Vielleicht stand „The Killer’s Game“ einfach etwas zu sehr zwischen den Stühlen für einen Kinoerfolg: Zu günstig und generisch für das wirklich große Kinoformat, zu gut besetzt für eine klassische Videopremiere. Ansonsten ist das solide Action mit gutem Tempo und altbekanntem Plot, okayer Gag-Trefferquote, aber auch einigen dramaturgischen Schnitzern wie dem schwachen Showdown. Die Set Pieces bieten gut choreographiertes Hauen, Treten, Stechen und Schießen mit einigen Könnern auf der Besetzungsliste, auch wenn man noch mehr aus den Voraussetzungen hätte machen können. „Day Shift“ ist besser, auch die offensichtlichen Ideengeber „Accident Man“ und die „John Wick“-Reihe (an der ebenfalls einige Beteiligte schon in Nebenrollen mitgewirkt haben), aber ein solide, kleine Actionkomödie ist J.J. Perry auch mit „The Killer’s Game“ gelungen.

„The Killer’s Game“ erschien in Deutschland relativ überraschend ohne große Vorankündigung als Streamingpremiere ohne Zusatzkosten bei Amazon Prime. Von der FSK wurde er bisher nicht geprüft, Amazon empfiehlt ihn ab 18 Jahren.

© Nils Bothmann (McClane)

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