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Just Legal

Originaltitel: Just Legal__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2005-2006__Creator: Jonathan Shapiro__Regie: Andrew Davis, Dwight H. Little, John Badham u.a.__Produktion: Jerry Bruckheimer u.a.__Darsteller: Jay Baruchel, Don Johnson, Jaime Lee Kirchner, Susan Ward, Reiley McClendon, Eric Sandeen, David Starzyk, Raphael Sbarge, Dean Norris, Eric Winter, Cliff De Young u.a.
Just Legal

Andrew Davis und Dwight H. Little inszenierten Folgen der von Jerry Bruckheimer produzierten Anwaltsserie „Just Legal“ mit Jay Baruchel und Don Johnson

Denkt man an Erfolgsproduzent Jerry Bruckheimer („Bad Boys: Ride or Die“) und das Fernsehen, so kommen einem in erster Linie Dauerbrenner wie „Without a Trace“ oder die zahlreichen „CSI“-Serien in den Sinn. Es gab aber auch hier Fehlschläge für den Mann, von denen es die Anwaltsserie „Just Legal“ vielleicht am bittersten traf.

Dabei ist „Just Legal“ von dem ehemaligen Anwalt und David-E.-Kelley-Protegé Jonathan Shapiro erdacht worden, der das nötige Rüstzeug und sogar einen ganz originellen Grundgedanken für das schon sehr formalisierte Genre mitbrachte. Denn David Ross (Jay Baruchel), einer der beiden Protagonisten, ist nicht der typische Anwalt. Er wird nur „Skip“ genannt, weil er so viele Klassen übersprungen hat, weshalb die Intelligenzbestie schon im zarten Alter von 18 das Jurastudium als Jahrgangsbester abgeschlossen hat. Dummerweise will keine große Kanzlei den Durchstarter anstellen, weil er ihnen einerseits zu milchgesichtig erscheint, andrerseits am liebsten direkt Fälle vor Gericht verhandeln möchte, was nach Kanzleisicht nur den erfahrenen Anwälten vorbehalten sein sollte.

Manchmal hilft Skip dem versoffenen, heruntergekommenen Anwalt und Strafverteidiger Grant H. Cooper (Don Johnson) beim Aufsetzen von Dokumenten. Als Cooper von einem Richter dazu verdonnert wird, mit einem Partner zu arbeiten, nennt er kurzerhand Skip als Kandidaten. Der bekommt damit seine Chance vor Gericht, auch wenn der desillusionierte Cooper am liebsten Deals für ein Schuldeingeständnis seiner Mandanten mit der Staatsanwaltschaft abschließt. Zu dem Anwaltsduo stößt ab Folge zwei dann auch Dulcinea ‘Dee‘ Real (Jaime Lee Kirchner), Coopers einzige nominelle Angestellte, die aber eigentlich nur einen Scheinjob als Bürokraft für ihre Bewährungsauflagen braucht. Auf Skips Initiative macht sie die tatsächliche Arbeit, während die Anwälte aus ihrem Büro am Venice Beach in Los Angeles den Fall der Woche bearbeiten.

Schaut euch den Trailer zu „Just Legal“ an

Viel On-Screen-Arbeit war Skip und Cooper allerdings nicht vergönnt, weil der Sender The WB schon nach drei ausgestrahlten Folgen wegen schlechter Quoten den Stecker zog und die restlichen fünf produzierten Episoden dann erst ein knappes Jahr später versendete. An der Produktionsqualität mag es kaum gelegen haben, engagierten Bruckheimer und Shapiro doch gerade für die ersten Folgen erfahrene Hollywoodhandwerker: Den Piloten inszenierte Andrew Davis („Alarmstufe: Rot“), Folge zwei Dwight H. Little („Rapid Fire“), der auch noch Folge sechs verantwortete, Folge drei John Badham („WarGames“). Allerdings war die geringe Zuschauerschaft der ersten drei Folgen im Schnitt 50 Jahre alt – während The WB, kurz vor der Umfirmierung zu The CW, eigentlich auf ein junges Publikum abzielte, passend zu vielen anderen Formaten des Senders. So mag der Schritt vielleicht verständlich sein, andrerseits ist es schade, dass die Serie damit vorbei war, bevor sie ihr volles Potential entfalten konnte.

Denn Potential und einen soliden Unterhaltungswert besitzen die acht Episoden, die von „Just Legal“ produziert wurden, auf jeden Fall. Zum einen ist da die Dynamik zwischen dem jungen Idealisten Skip, der seinen Lieblingsfilm „Wer die Nachtigall stört“ vor schweren Aufgaben immer wieder guckt und stets das Beste für seine Mandanten vor Gericht erstreiten will, und dem sarkastischen Ex-Idealisten Cooper, der möglichst wenig Arbeit haben möchte und kaum noch an das Gute glaubt. Die Streitereien der ungleichen Partner haben Esprit und Witz, wobei vor allem Cooper die besten Sprüche und die coolsten Einlagen bekommt. Etwa in der Folge „The Bar“, in welcher noch einmal der Kampfgeist in dem alten Hund erwacht und er in einer Szene verkündet, dass er nur sechs Fragen braucht, um einen Zeugen völlig auseinander zu nehmen, um seine Ankündigung dann in die Tat umzusetzen.

Dabei stellt „Just Legal“ das Schüler-Mentor-Verhältnis nicht nur einseitig dar: Oft hat Skip Recht, wenn er nicht einfach auf den schnellen Deal aus ist, sondern vor Gericht will (andernfalls kämen ja auch keine ganzen Folgen zustande), allerdings muss er öfters auch mal merken, dass Cooper die bessere Kenntnisse der Fallstricke des Rechtssystems und der schmutzigen Tricks besitzt, gerade wenn die Gegenseite diese einsetzt, was dem jungen Idealisten trotz seiner Klugheit und seiner Auffassungsgabe schwer zu schaffen macht. Zumal jeder auf seine eigene Art rhetorisch stark ist, egal ob vor Gericht oder im Streit miteinander, was der Charakterzeichnung und der Dialogqualität zuträglich ist.

„Just Legal“ verlässt sich in erster Linie auf das Fall-der-Woche-Schema, hat jedoch ein paar kleine, folgenübergreifende Subplots. Der wichtigste davon betrifft Kate Manat (Susan Ward), eine frühere Kommilitonin von Skip, in die der Junganwalt verschossen ist und zu der er freundschaftlichen Kontakt pflegt. Ob die beiden vielleicht irgendwann ein Paar werden, ist eine Frage dieses Subplots – die aber aufgrund der abrupten Absetzung nie beantwortet wird.

Außerdem arbeitet Kate für eine jener Kanzleien, die Skip ablehnten, was für zusätzliche Interaktionen sorgt. Mal tritt Kate mit den Kontakten und Ressourcen der Firma als Helferin auf, mal als Kontrahentin, wenn ihre Kanzlei die Gegenseite vertritt. Skip darf bei Cooper derweil schon Fälle vor Gericht vertreten und den Traum leben, während sie dort ganz unten anfangen muss. In den letzten beiden Folgen versucht Kate zudem Skip für ihre Kanzlei anzuwerben, nachdem ihre Bosse dann doch das Potential in dem Wunderkind sehen. Diese Subplots bringen Würze, sorgen aber auch für etwas Frustration, da sie nach der abrupten Einstellung von „Just Legal“ alle etwas in der Luft hängen, was der Serie im Gesamten nicht so guttut.

Ansonsten ist „Just Legal“ ein launiges Anwalts-Procedural mit den typischen Eigenheiten und Qualitäten des Formats: Geschliffene Plädoyers und geschickte Winkelzüge vor Gericht, dazwischen die Fleißarbeit mit dem Beschaffen von Beweisen und Zeugen, der Auswertung der vorhandenen Unterlagen und der Vorbereitung des eigenen Klienten. Kleine Plottwists gibt es bei den Fällen, die meist in der Folge aufgedeckt werden, auch wenn Skip und Cooper manchmal nur berechtigten Zweifel an der Schuld ihres Mandanten streuen müssen. „SODD, some other dude did it“, so fasst Cooper diese Strategie in seiner typischen Art zusammen. Wie bei vielen anderen Procedurals steht und fällt die Qualität der Serie mit dem jeweiligen Fall der Woche. So ist „The Limit“ (Folge 3), in der die Protagonisten eine Patientin vertreten, die wegen einer schief gelaufenen Schönheits-OP gegen ihren Chirurgen klagt, eine der eher schwächeren Episoden, drei der später ausgestrahlten Folgen dagegen die Highlights der Serie.

In „The Rainmaker“ (Folge 6) bezichtigt eine gute Freundin Dees ihren Ex-Freund der Vergewaltigung und ausgerechnet Kates Firma übernimmt dessen Verteidigung. In „The Code“ (Folge 7) vertreten Skip und Cooper einen Mordverdächtigen, der geistig zurückgeblieben ist, müssen aber einige unliebsame Entdeckungen während der Recherche zu dem Fall machen, die sie noch dazu in Sachen anwaltlicher Verhaltenscode in die Bredouille bringen. In „The Bar“ (Folge 8) mutiert ausgerechnet Cooper zum prozesswilligen Idealisten, als ein Angestellter seiner Stammkneipe des Mordes beschuldigt wird und Cooper trotz der Beweislast an dessen Unschuld glaubt, während die Staatsanwältin ihre politische Karriere durch eine schnelle Verurteilung vorantreiben will. Gesellschaftliche Themen wie Vorteile für reiche Leute vor Gericht oder Polizeivorurteile gegenüber schwarzen Menschen aus bestimmten Gegenden kommen (wie in den meisten Anwaltsserien) am Rande vor, im Zentrum steht aber die Paarung der ungleichen Juristen.

Mit deren Casting hat „Just Legal“ dann auch einen guten Griff getan. Altstar Don Johnson („Dead Bang“) ist einerseits souverän als sarkastischer alter Hund, nimmt sich andrerseits aber so zurück, dass seine Mitspieler sich ebenfalls profilieren können und seine Bonmots oder Plädoyers umso stärker rüberkommen, wenn die Serie sie gezielt einsetzt. Comedian Jay Baruchel („The Art of the Steal“) ist dagegen eine Topbesetzung für Skip, da er diesen nicht als Klugscheißer, sondern als aufrichtig bemühten, offenherzigen, manchmal aber auch naiven Überflieger darstellt, dessen theoretisches Wissen immer wieder mit der Lebenserfahrung seines Partners kontrastiert wird. Baruchel und Johnson haben ordentlich Chemie, Jaime Lee Kirchner („Bull“) und Susan Ward („Toxic“) ergänzen den Cast in den größten Nebenrollen mit starkem Support. Manchmal sieht man ein (später) bekanntes Gesicht in einer Einzelepisode, etwa Dean Norris („Carry-On“) als Richter oder Eric Winter („Fire with Fire“) als möglichen Vergewaltiger.

Trotz seiner originellen Hauptfigurenpaarung kann sich „Just Legal“ aber nicht aus dem Wust der Anwaltsserien absetzen, die es zur Ausstrahlungszeit noch dazu wie Sand am Meer gab. Vielleicht hätte das Ganze auch mehr Zeit zur Entwicklung gebraucht, denn Don Johnson und Jay Baruchel als ungleiche Juristen-Buddys macht schon Laune, manche Fälle der Woche sind echt stark und die Subplots zeigen Potential, das vielleicht vollends entfaltet hätten, wäre nicht so brutal die Reißleine gezogen worden.

Nach Deutschland hat es „Just Legal“ meines Wissens nie geschafft, eine legale DVD-Veröffentlichung der Serie anscheinend auch nie vergönnt – alle entsprechenden Angebote im Internet sehen stark nach Bootleg aus. Allerdings sind die Folgen auf Videoplattformen wie YouTube zu finden, sodass man sie auch auf diese Weise sehen kann.

© Nils Bothmann (McClane)

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