Originaltitel: Puppet Master X: Axis Rising__Herstellungsland: USA__Erscheinungsjahr: 2012__Regie: Charles Band__Darsteller: Kip Canyon, Jean Louise O’Sullivan, Oto Brezina, Scott King, Brad Potts, Kurt Sinclair, Stephanie Sanditz, Paul Thomas Arnold, Terumi Shimazu, Ian Roberts, Jesse Hlubik, Michael Ulmer u.a. |

Das Poster von „Puppet Master X: Axis Rising“
Jetzt geht’s erst richtig los, schien Levi Fiehler mit seinem letzten Blick anzudeuten, kurz bevor bei „Puppet Master: Axis of Evil“ die End Credits eingerollt wurden. Dass es nach dem 2010er Neustart gleich mit einer direkten Fortsetzung weitergehen sollte, stand bereits während der Dreharbeiten fest. Ein wenig irritierend wirkt daher der Umstand, dass die Fortsetzung keineswegs back-to-back mitgedreht wurde, um Produktionskosten zu sparen, so wie man es bereits erfolgreich bei „Puppetmaster IV“ und „Puppetmaster V“ vorgemacht hatte.
Das könnte verschiedene Gründe haben. Vielleicht war das Drehbuch nicht weit genug ausgearbeitet, um gleich zwei (oder drei) Filme zu bedienen. Vielleicht wollte Charles Band bei seiner größten Marke auch einfach unbedingt wieder selbst Hand anlegen, nachdem er die Verantwortung für die Regie bei „Axis of Evil“ aus Zeitgründen an David DeCoteau delegiert hatte. Fest steht bloß, dass „Puppet Master X: Axis Rising“ nun als eigenständig abgedrehtes Werk einen völlig anderen Ton anschlägt, obwohl die Story direkt an das Ende des Vorgängers anknüpft und obwohl zumindest bei der farblosen Digitaloptik und dem aus dem Ei gepellten WWII-Produktionsdesign mit seinen fabrikneuen Sets und seinen gestriegelten Kostümen eine gewisse Kontinuität gewahrt bleibt.
Schon bei der Besetzung hat es sich mit der Kontinuität aber wieder erledigt. Die wiederkehrenden Hauptfiguren Danny und Beth, im ersten Teil noch von Levi Fiehler und Jenna Gallaher gespielt, wurden nun mit Kip Canyon und Jean Louise O’Sullivan neu besetzt. Selbiges gilt für den kurzen Auftritt der Villainness Ozu, die nicht mehr länger von Ada Chao verkörpert wird, sondern von Terumi Shimazu. Praktisch alle anderen Rollen wurden aus der Handlung gestrichen, die man dafür mit vielen neuen Sidekicks und Gegenspielern anreicherte, wodurch sich letztlich auch der erzählerische Ansatz in eine neue Richtung verschiebt.
Nicht zuletzt schlägt Charles Bands kreativer Einfluss nun wieder mit voller Kraft durch. Seinen kruden Sinn für nicht ganz so diplomatischen Humor machte er natürlich auch bei „Axis of Evil“ bereits geltend, aber bei „Axis Rising“ spürt man, dass die Witze auf Kosten der Nazis wieder direkt von der Quelle kommen. Infolge dessen werden die ohnehin eher irritierenden Ansätze, einen seriösen Spionagethriller im Kontext des Zweiten Weltkriegs aufzuziehen, gegen ein niedrigeres Ziel ausgetauscht, das im Endeffekt auch deutlich besser zur Puppet-Master-Franchise passt: Wir haben es nun mit unverhohlener Naziploitation zu tun.
Alleine der Anblick von Stephanie Sanditz als reinkarnierte Ilsa (hier: „Uschi“) mit Lederstiefeln, Reiterhose und schwarzem Spitzen-BH unter weißem Hemd, wie sie als Blickfang durch die Labor- und Bunkerkulissen stolziert, verrät auf Anhieb, dass die Ansprüche an eine epochale, nahtlos durchgeplante Trilogie auf einmal fallen gelassen werden wie eine heiße Kartoffel. All die C-Movie-Spektakel im Dunstkreis von Zombie-Nazis und fliegenden Haien sind der Stimmung nun viel näher als die Antikriegsdramen, die bis dato womöglich als Vorbild auserkoren waren, obgleich das Naturell der Full-Moon-Produktionen der Definition von authentischem Trash zum Glück viel näher ist als die Pseudotrash-Orgien um „Iron Sky“ und Konsorten. Wo die nämlich versuchen, Unzulänglichkeiten mit digitalem Bombast künstlich zu imitieren, da sind Charlies Puppen bereits die Unzulänglichkeit in Mini-Persona.
Nach strengen qualitativen Kriterien kann von einer Steigerung gegenüber dem ersten Teil der neuen Trilogie also nicht die Rede sein. Der schnöde Unterhaltungswert ist allerdings seither deutlich gestiegen. Gerade Brad Potts in einer Nebenrolle als US-Sergeant im gotteslästerlichen R-Lee-Ermey-Modus schießt Oneliner wie ein vollautomatischer Granatenwerfer, und wenn er doch mal die Klappe hält, lässt er zumindest sein markantes Gesicht mit einer erlesenen Auswahl an zynischen Grimassen für sich sprechen, gesteuert von den nah zusammenstehenden Augen eines Irren, ohne Unterlass rollend, starrend und glotzend. Kip Canyon, der mit seiner treudoofen Visage weniger an seinen direkten Vorgänger Levi Fiehler erinnert als vielmehr an die Helden dritter Wahl aus dem Fundus eines Adam Sandler oder Luke Wilson, lebt in Potts Gegenwart richtig auf; dass er sich hier Captain Americas Vorgeschichte zum Vorbild nahm (ein Jahr zuvor erschien übrigens die entsprechende Verfilmung mit Chris Evans), spürt man. Es verdeutlicht auch noch einmal die Marvelismen, in denen Charles Band schon seit jeher denkt. Jean Louise O’Sullivan gibt derweil die aufgeweckte, gerissene Überlebenskünstlerin zum Besten, einer Emma Roberts nicht unähnlich. Scott King reibt sich auf der Gegenseite als Kommandant Moebius an der überzogenen Parodie eines deutschen Befehlshabers auf, ähnlich wie es Oto Brezina mit seinem Part als armseliger alter Wissenschaftler tut, der an seiner fensterlosen Wirkungsstätte eher wie ein Gefangener wirkt als wie jemand, der seine Arbeit aus Überzeugung macht.
Drehbuchautor Shane Bitterling soll sich zum Ziel gesetzt haben, das bisherige Franchise-Highlight „Puppetmaster 3“, das ebenfalls in der Nazizeit angesiedelt war, zu übertreffen. Zur Vorbereitung habe er sich alle Teile der Reihe angesehen und sprach danach von einer „gehirnschmelzenden Aufgabe“. Ob er sich mit dieser Formulierung auf das selbst auferlegte Ziel bezog oder nicht doch auf seinen Puppetmaster-Bingewatch, bleibt offen; Fakt ist, dass er es sich recht einfach macht, die Mythologie der Reihe mit den üblichen Naziploitation-Motiven zu verknüpfen. Einmal mehr wird die Routine vom untoten Zombie-Soldaten aufgewärmt, die sich vor allem im skandinavischen, britischen und deutschen Genrefilm in den letzten Jahren zur Masche entwickelt hat. Das Gefühl der Enttäuschung, wenn dann statt strammer Horror-Action auf dem Kriegsfeld lediglich ein paar zappelnde Puppen auf dem Labortisch zu sehen sind, ist inzwischen eine Art Markenzeichen der Reihe geworden. Dass es Blade und seine Artgenossen selbst nach einer zweistelligen Anzahl von Filmen noch nicht geschafft haben, ein wirklich nennenswertes Gemetzel zu veranstalten (sieht man vielleicht von dem recht fiesen Ende des Schurken aus dem dritten Teil ab), ist bezeichnend.
Nachdem der Nachschub an neuen Puppen in der Vergangenheit recht sparsam ausfiel, liefert Band wenigstens in dieser Hinsicht endlich mal ab. Mit Blitzkrieg, Bombshell, Weremacht und Kamikaze sind gleich vier neue Puppen am Start, deren Design durchweg von der Ästhetik der Exploitation-Streifen der 70er und 80er Jahre mit Nazi-Thematik beeinflusst wurde. Viel zu tun bekommen sie zwar nicht und der ersehnte Mini-Krieg zwischen guten und bösen Puppen fällt ähnlich ernüchternd aus wie beim SyFy-Channel-Crossover mit den Demonic Toys, aber zu diesem Zeitpunkt erhebt auch keiner mehr den Anspruch, den Star Wars unter den Puppenkriegen serviert zu bekommen. Mit dem Comeback von Six Shooter allerdings machen Band und seine Puppentüftler jedoch einiges richtig; noch selten wurde eines der kleinen Holz- und Plastik-Kerlchen so cool zurück ins Spiel gebracht. Wären die bisherigen Filme mehr mit solchen Momenten gespickt, würde man sich vielleicht nicht so ungerührt an sie zurückerinnern.
Ein bisschen fehlt aber gerade audiovisuell das endgültige Bekenntnis zum Trash. So ganz möchte man eben nicht von dem Hochglanz-Look abweichen, der immer noch größere Ambitionen anklingen lässt, gerade im Verbund mit dem Main Theme von Richard Band, das inzwischen dank eines orchestralen Neuarrangements zu einer beachtlichen Hymne angewachsen ist. Könnte man es sich heute noch leisten, analog auf 35MM zu drehen und hätte dann noch ein wenig mehr Budget für ein paar handgemachte Spezialeffekte übrig, hätte „Puppet Master X: Axis Rising“ sogar ein charmanter B-Spaß im Stil der 80er werden können. So ist es nun das unentschlossene Mittelstück einer Trilogie, die nur deswegen als Trilogie existiert, weil sich ihr Erschaffer so sehr nach etwas Bedeutsamem sehnt.
Informationen zur Veröffentlichung von „Puppet Master X: Axis Rising“

Links: Das Scanavo-Case-Cover zur Axis-Trilogie aus der Trunk Edition. Rechts: In der Zweitauflage im Pappschuber bekam „Puppet Master X: Axis Rising“ sein eigenes Scanavo Case.
Während „Puppet Master: Axis of Evil“ schon zu Anfang der 2010er in Deutschland zumindest auf DVD landete, schaffte es seine Fortsetzung „Puppet Master X: Axis Rising“ erst 2019 über Studio Hamburg zu uns, rund ein knappes Jahr nach der Blu-ray-Premiere des ersten Axis-Films. Der Streifen erschien dabei parallel auf DVD und Blu-ray. Die vorliegende Besprechung wiederum basiert auf der Gesamtkollektion von Wicked Vision, in der nahezu sämtliche Teile der Reihe (abgesehen vom inoffiziellen TV-Film „Puppet Master vs. Demonic Toys“) in einer Box vereint sind. Anders als die Teile 1-8, die komplett neue Discs spendiert bekamen, wurden die Studio-Hamburg-Releases zur Axis-Reihe unbearbeitet mit in die Box aufgenommen.
Bild und Ton
Wie schon bei der Besprechung von „Axis of Evil“ angeklungen, macht sich das zumindest bei den Untertiteln bemerkbar. Während deutsche und englische Untertitel auf originalen Wicked-Vision-Discs normalerweise Standard sind, bekommt man hier weder noch. Eine deutsche Synchronisation in Dolby Digital 5.1 wird immerhin geboten, allerdings fällt diese leider nicht besonders wertig aus und trübt den Filmgenuss deswegen enorm, wobei sich Film- und Synchro-Qualität irgendwann einander anpassen, was dann sogar Spaß machen kann, gerade wenn Brad Potts mal so richtig loslegt. Wenn die Synchro sich dann mal wieder einen Patzer leistet (einmal glaubt man seinen Ohren nicht zu trauen, als Potts‘ Sprecher tatsächlich „Turteltörtchen“ sagt anstatt „Turteltäubchen“), ist das immer wieder ein Grund, die Bierflaschen klackern zu lassen. Authentischer ist aber natürlich die Originalfassung (ebenfalls in Dolby Digital 5.1), zumal man das Deutsch-Englisch mit all den Mühen der Schauspieler um einen glaubwürdigen Akzent eben einfach nicht übersetzen kann.
An der Bildqualität gibt es unter dem Strich nur wenig zu meckern, zumindest ist alles knackscharf, so wie es sich eben für eine neuere HD-Produktion gehört. Der digitale Stich in der Optik muss einem aber nicht gefallen, ebenso wie das gräulich-fad wirkende Farbspektrum. Bei schnellen Bewegungen sind hin und wieder auch mal Nachzieheffekte zu beobachten. Unter dem Strich sind die meisten Eigenschaften des auf 1,85:1 ausgelegten Bildes aber auf die Produktionsform zurückzuführen, der Transfer gibt sich da wenig Blöße.
Die Extras
Weil Charles Band seiner alten Leidenschaft nachgab und mal wieder ein „Videozone“-Making-Of produzierte, hat die Disc auch noch ein wenig Bonusmaterial zu bieten. Die 27 Minuten kommen sogar diesmal komplett ohne Werbetrailer und Fanartikel-Werbung aus und liefern stattdessen lieber Interviews mit so ziemlich allen wichtigen Darstellern des Films und einigen Personen hinter der Kamera. Band selbst eröffnet mit einer Retrospektive zur Entstehung der Videozone und nutzt die Gelegenheit, die Ende der 80er entstandene Behind-the-Scenes-Reihe als wegweisend hervorzuheben, wobei er sich vermutlich auf die Making-Of-Kultur der goldenen DVD-Ära bezieht. Wir sehen anschließend diverse Darsteller, die über ihre Rollen reflektieren, bevor das Scheinwerferlicht schließlich ganz exklusiv Tom Devlin gehört, der am Set als Puppendesigner und -Spieler beschäftigt war. Er weist sich als großer Full-Moon-Fan aus, der schon in der Kindheit sämtliche Actionfiguren sammelte, und stellt damit heraus, dass seine Arbeit an diesem Film für ihn etwas Besonderes war. Schließlich erläutert er seine Designs, die er bewusst an seine favorisierten Teile 2 und 3 anlehnte, um zu den Anfängen der Reihe zurückzukehren… nicht aber, ohne sich bei Six Shooter gewisse Freiheiten erlaubt zu haben. Wer übrigens glaubt, die Aufnahmequalität der Videozones müsse sich seit den 80ern ja rasant verbessert haben, sieht sich getäuscht – immer noch der gleiche schäbige Vorspann, immer noch eine Videoqualität wie von einem Videotape, das jemand benutzt hat, um einen Esstisch abzuschmirgeln.
Leider gilt die Sache mit den fehlenden Untertiteln nicht nur für den Hauptfilm, sondern auch für die Videozone. Darüber hinaus lassen sich keine weiteren Extras auf der Scheibe finden, es sei denn, man zählt eine Trailershow mit diversen Titeln aus dem Programm des Labels dazu.
Die Verpackung
Die Amaray von Studio Hamburg direkt kommt mit einem einigermaßen brauchbaren, wenn auch recht schablonenhaften Cover-Artwork voller Puppen- und Schauspielerköpfe in verschiedenen Profilwinkeln, der Titel sitzt passend über einem großen silbernen X, das ein wenig an die X-Men-Reihe erinnert. Das fette FSK16-Logo in der unteren linken Ecke lässt sich dank Wendecover zum Glück aus dem Sichtfeld verbannen. In der als Koffer aufgemachten Erstauflage von Wicked-Vision teilt sich „Puppet Master X: Axis Rising“ brüderlich eine Scanavo Case mit dem ersten und letzten Teil der Axis-Reihe. Auf das verwendete Cover-Artwork hat er mehr Einfluss als sein Vorgänger, da die neuen Puppen Blitzkrieg, Bombshell und Weremacht prominent darauf vertreten sind… neben den Veteranen Blade, Pinhead, Jester und Leech Woman, versteht sich. Eigentlich stammt es allerdings vom Finale. Wer sich das Motiv mit dem blutrot gefärbten Himmel ohne silbernen Rahmen auf ganzer Fläche anschauen möchte, kann auch hier das Cover wenden. In der Zweitauflage im Pappschuber haben alle drei Teile übrigens ihr eigenes Gehäuse. Wicked Vision nutzt in diesem Fall das Motiv der Studio-Hamburg-Veröffentlichung.
Sascha Ganser (Vince)
Bildergalerie

Wenn sich das Böse in schummrigen Gassen trifft, ist Vorsicht angesagt.

Brad Potts (Mitte) sorgt nicht nur während dieser Esstischszene für so manchen Lacher.

Uschi (Stephanie Sanditz) hat vielleicht schon größere Spritzen gesehen, aber bestimmt noch keine grüneren.

Eigentlich hat sich die Axis-Reihe nun dem Trash ergeben, in manchen Einstellungen versucht sie aber immer noch, mit den großen Antikriegsepen mitzuhalten.

Heult nur bei Full Moon: Weremacht.

In den alten Filmen war die Puppentruhe aber hübscher.

So politisch unkorrekt wie diese neue Puppe sind letztlich auch die Dialoge geraten.

Er hat sechs kleine Freunde, die alle schneller laufen können als jeder Nazi.
Puppet-Master-Kritiken bei den Actionfreunden:
Puppetmaster [1989]
Puppetmaster 2 – Die Rückehr [1990]
Puppetmaster 3 – Toulons Rache [1991]
Puppetmaster IV [1993]
Puppetmaster V [1994]
Curse of the Puppetmaster [1998]
Retro Puppetmaster [1999]
Puppet Master – The Legacy [2003]
Dämonische Spiele – Puppet Master vs. Demonic Toys [2004]
Puppet Master: Axis of Evil [2010]
Puppet Master: Axis Rising [2012]
Puppet Master: Axis Termination [2017]
Puppet Master – Das tödlichste Reich [2018]
Blade – The Iron Cross [2020]
Doktor Death [2022]
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